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Institut für Theoretische Physik I
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Physikalisches Kolloquium
QuCoLiMa Talks
Kolloquium der Theor. Physik
Gruppenseminar der Theorie 1
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Dreidimensionale räumliche Strukturen kondensierter Materie sind
durch moderne bildgebende Verfahren wie Röntgen-Tomographie
oder konfokale Mikroskopie auf vielen Längenskalen zugänglich.
Die beobachteten Strukturen zeichen sich oft durch eine überraschend
vielfältige Geometrie aus, die von periodischen Minimalflächen
in Blockcopolymerphasen, über zelluläre Schaumstrukturen bis zu
netzwerkartigen Verstrebungen von Aktinfilamenten in biologischen
Zellen reicht.
Die theoretische Physik steht daher vor der Herausforderung,
mathematische Methoden zu entwicklen, um solche Strukturen
geometrisch beschreiben zu können und diese mit physikalischen
Eigenschaften in Verbindung zu bringen.
Die bemerkenswerten elastischen Eigenschaften von Hölzern und Nussschalen
beruhen z.B. auf anisotropen Faserbündeln mit komplexen Porenstrukturen.
Und die Farbe von Schmetterlingsflügeln entsteht manchmal durch ihre
mikroskopische Strukturierung.
In der Natur sind offensichtlich in einem langwierigen Evolutionsprozess
physikalische Eigenschaften von kondensierter Materie optimiert und ein Reichtum
von Funktionalitäten durch Strukturierung hervorgebracht worden, die heute
nur ansatzweise verstanden sind. Durch ein intelligentes
biomimetisches Design von Werkstoffen sind daher in Zukunft wesentliche
Impulse in den Ingenieur- und Materialwissenschaften zu erwarten.
In modernen Katalysatoren werden mittlerweile netzwerkartige Strukturen
nanoporöser Materialien genauso genutzt wie in Brennstoffzellen oder bei
Leichtbaumaterialien.
Der starke Einfluss der Geometrie dieser Strukturen z.B. auf
Diffusionskonstanten von Fluiden, Elastizitätsmodule von Verbundmaterialien
oder Leitfähigkeiten von Metallen ist dabei zentral genutzt,
aber weitgehend unverstanden.
Ob es fundamentale Struktur-Eigenschafts-Beziehungen im Sinne
physikalischer Gesetzmäßigkeiten überhaupt geben kann,
oder ob nicht vielmehr die Komplexität der Erscheinungen eine
systematische Herangehensweise unmöglich macht,
ist durchaus eine berechtigte Frage. Um diese Frage beantworten zu
können, ist eine quantitative Charakterisierung und Modellierung
beobachteter Strukturen unabdingbar. Im Unterschied z.B. zu medizinischen
Bildgebungsverfahren muss eine physikalische Grundlagenforschung dabei auf
mathematisch präzise und kontrollierbare Verfahren mit höchster Auflösung achten.
Mathematisch zeichnen sich die beobachteten räumlichen Strukturen oft durch
nichttriviale Topologien, stochastische Metriken und Minimaleigenschaften von geometrischen
Funktionalen aus. Solche Eigenschaften spielen u.a. auch ein Rolle in der Theorie von
Zufallsflächen und Feldern; bis hin zu Phänomenen der Quantengravitation.
Das Studium der Geometrie von Gaußschen Feldtheorien und anderen Modellen
für stochastische Geometrien trägt daher nicht nur zu einem besseren
Verständnis komplexer Biomaterialien bei, sondern
ist eine zentrale Aufgabe der theoretischen Physik.
In der Arbeit von Herrn Breidenbach wurden
Als Anwendungsbeispiele dienten Tomographiedaten biologischer Materie wie Hölzer oder Nussschalen, wo Anisotropie eine oft beobachtete geometrische Eigenschaft ist.